Textaufgaben, dies war in der Schule meine einzige Lieblingsbeschäftigung. Die übrige Zeit dieser 10 Jahre empfand ich überwiegend als langweilig und ermüdend. Lieber ging ich in die Natur, war im Wald unterwegs, besuchte meine Eltern im Gartencenter oder ging mit meinem Vater in die Baumschule. Schon als kleiner Junge wollte ich unbedingt den Beruf meines Vaters ergreifen und so bin ich Gartencenterkaufmann geworden.
Dabei hätte mich schon damals, mit dem Abschlusszeugnis der Realschule, mein Ungenügend in Mathematik warnen können, dass ich mich im späteren Leben noch so manches Mal verrechnen sollte.
Meinen ersten wirklich wichtigen Lehrer im Leben fand ich in den 1990er-Jahren in Prof. Norbert Harlander(1). Als Deutschlands erster Professor für Psychologie und Betriebswirtschaftslehre wurde er Pionier. Menschlichkeit und Wirtschaft sind bis heute in der klassischen Betriebswirtschaftslehre scheinbar unüberwindbare Gegensätze, werden Menschen noch immer als Produktionsfaktoren bezeichnet. Mich hat diese Verbindung aber in hohem Maße begeistert. Norbert Harlander öffnete meine Ohren für die Feinheiten unserer Sprache und meine Aufmerksamkeit für viele andere Zusammenhänge des Lebens, von denen ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte.
Zu Beginn meines Berufslebens als Kaufmann und Betriebswirt stellten sich mit der Zeit immer wieder Rückenprobleme ein. Neben den klassischen Therapieangeboten meines Arztes und der manuellen Therapeuten, fand ich nach und nach auch die möglichen seelischen Zusammenhänge dieser körperlichen Symptome. So entdeckte ich neben meiner beruflichen Weiterentwicklung auf der persönlichen Ebene mehr und mehr die Zusammenhänge zwischen der körperlichen Symptomebene und der seelischen Ebene. Die Bücher Krankheit als Sprache der Seele(2) und Krankheit als Symbol(3) von Ruediger Dahlke haben meinen Geist in besonderer Weise für diese Zusammenhänge vom Innen wie Außen geöffnet. So auch die Prinzipien der Polarität, die Unterscheidung von kausalem und analogem Denken, analytischem und symbolischem Denken. Diese Zusammenhänge fand ich in seinem Buch Die Schicksalsgesetze(4), hierin erläutert Ruediger Dahlke die Spielregeln fürs Leben. Diese Gesetzmäßigkeiten sind auch die Grundlage für die Gliederung dieses Buches geworden. Ruediger Dahlke ist, neben dem Leben selbst, nach und nach zu einem meiner wichtigsten Lehrer geworden, obwohl wir uns, vor vielen Jahren, nur einmal ganz kurz bei einer Buchvorstellung persönlich begegnet sind.
Weitere vielfältige Angebote rund um das Thema Heilung faszinierten und begeisterten mich mehr und mehr. Das Interesse an meiner Spiritualität nahm zu. So habe ich mich in den vergangenen 30 Jahren auch in unzählige Themengebiete eingearbeitet, Bücher gelesen, Seminare besucht und verschiedene Therapieangebote genutzt, um mich und meinen Körper besser zu verstehen oder um einfach nur körperliche oder emotionale Beschwerden zu lindern.
1994 begleitete ich den Hilfstransport für ein Kinderkrankenhaus in Mogilev, Weißrussland. Diese, nördlich von Tschernobyl gelegene Region war durch den Kernreaktorunfall 1986 besonders stark betroffen. Wir lieferten dringend benötigte westliche Medikamente sowie Kanne Brottrunk und wurden vor unserer Rückfahrt durch dieses Krankenhaus geführt. Besonders die kurze Begegnung mit einem krebskranken Mädchen, in dieser insgesamt so bedrückenden Atmosphäre hatte mich besonders berührt. Hier entstand mein tiefer Wunsch, diesen krebskranken Menschen dabei zu helfen, einen Heilungsweg für diese tückische Krankheit zu finden.
Dies war aber nicht die erste Begegnung mit dieser Krankheit. Als ich 14 Jahre alt war, wurde meine Oma wegen einer Krebserkrankung operiert, erfolgreich. Für mich damals kein Grund zur Sorge, sie lebte damit noch viele Jahre.
Ganz anders meine zwei Jahre jüngere Schwester und Mitgesellschafterin Petra: 2003 starb sie an dieser heimtückischen Krankheit. Jetzt verstärkte sich meine Suche, ich musste wissen, warum meine geliebte Schwester gestorben war.
Die Welt war für mich danach nicht mehr dieselbe. Wir hatten gemeinsam, neben dem Betrieb des elterlichen Gartencenters, zwei eigene Niederlassungen gegründet und sehr erfolgreich betrieben. Erst rückblickend stellten sich meine weiteren beruflichen und privaten Entscheidungen – nach dieser Tragödie – insgesamt als Fehlentscheidungen heraus.
Meine Versuche, mich im Tagesgeschäft zu entlasten, bei gleichzeitiger Vergrößerung des Unternehmens, waren letztlich nicht von Erfolg gekrönt.
Zehn Jahre nach dem Tod meiner Schwester verkaufte ich die Geschäftsanteile meiner sechs Gartencenter nach zähem Ringen an einen Konzern. Diese, aber auch die gleichzeitige Scheidungsauseinandersetzung führte mich wiederum zu der Frage nach dem: Warum?
Jetzt nutze ich die gewonnene Freiheit, um mich zeitlich voll mit der Suche nach einer Antwort zu beschäftigen. Meine Visionssuche(5) im Sommer 2013 führte mich in nie dagewesener Weise zu mir selbst, zwölf Monate später folgte dann die intensive Schattenarbeit im Heilkundezentrum(6) Dahlke. Erst nach dieser intensiven Zeit begriff ich wirklich, wie es Ruediger Dahlke in den letzten Jahrzehnten immer wieder gelungen ist, seine Bücher der archetypischen Krankheitsdeutung oder der Schicksalsgesetze zu verfassen.
Es ist die tiefe persönliche Schattenarbeit, die in der Mythologie als Reise in die (eigene) Hölle und der erst danach mögliche Flug mit dem weißen Adler beschrieben wird. Erst jetzt ist ein freier und ungebundener Blickwinkel durch die Dimensionen von Raum und Zeit möglich. In der modernen Darstellung wird diese archetypische Erfahrung im Film Herr der Ringe sehr anschaulich dargestellt. Es sind die Szenen, als Gandalf der Graue in den Kampf mit dem Balrok verwickelt wird. Sie kämpfen in den tiefsten Tiefen der glühenden Hölle, wie auch in den eisigsten Höhen der kältesten Einsamkeit. Nach der Bezwingung des (persönlichen) Ungeheuers scheint auch Gandalf verloren zu sein, doch dann kommt der Adler und trägt ihn fort. Seine Gefährten sehen ihn danach nur noch in der verwandelten Form der Weisheit. Ab jetzt ist er nur noch als Gandalf der Weiße bekannt, neugeboren, denn der Alte, Gandalf der Graue, war gestorben.
An diesem Beispiel erklärt sich für mich der Unterschied zwischen Weisheit und Wissenschaft. Die Wissenschaft ist eine nutzbringende Disziplin, die Wissen schafft und immer mehr Wissen schafft – aber ist sie deshalb auch automatisch weise? Wohl nicht, denn wie könnte es sonst sein, dass so viele Erfindungen der letzten 150 Jahre, die zuerst als nutzbringend propagiert wurden, letztlich zum Fluch für die Menschheit wurden. Um echte Lösungen zu finden, diese Hydra unserer Zeit zu bezwingen, brauchen wir sicher beide Disziplinen!
In den Büchern von Wolfgang Denzinger fand ich in nie vorher gekannter Weise die Beschreibung und Deutung der zwölf Lebensaufgaben der beiden Helden Herkules(7) und Odysseus. Es sind die Urtypen jeder, auch modernen Heldengeschichte. In Beziehung gesetzt zu der alten Weisheitslehre, der Astrologie, haben sich hier für mich aber auch ganz neue Zusammenhänge für das Verständnis des Wesens vom Krebs gezeigt. Aber auch, warum ich selbst in meiner Persönlichkeitsstruktur so tief mit diesem Thema verbunden bin. Mein persönlicher Lebensweg zur Entfaltung des Aszendenten(8) Löwe, geht immer über die Heilung des vorhergehenden Wirkprinzips, in diesem Falle das Zeichen Krebs. Mein Sonnenzeichen Steinbock wiederum steht in besonderer Beziehung zu dieser Konstellation.
Aber auch die Irrwege des Odysseus(9) nach einem Siegesgefühl sind mir persönlich sehr vertraut, ich bin sie im Laufe meines Lebens immer wieder gegangen.
Wolf-Dieter Storl(10) erinnert interessierte Menschen heute an unsere europäischen Wurzeln. Bei ihm lernte ich seine faszinierende Art der Märchendeutung kennen.
So kamen zu meiner jahrelangen Suche noch einmal zwei Jahre intensivste Tätigkeiten als Maulwurf meiner persönlichen Lebensstrukturen hinzu. Um der Sache auf den Grund zu gehen, grub ich nach und nach vielfältige, teils Jahrzehnte alte Strukturen und ungelöste Konflikte aus. Mein Glück war, insgesamt auf wirklich professionelle und erfahrene Unterstützung zu treffen. Parallel zu der prozessorientierten, homöopathisch-miasmatischen Therapie bei der Heilpraktikerin Bettina Ahring(11) half mir Cornelia Fisch(12) mit dem untrüglichen Gespür ihrer Hände und der Grinberg-Methode(13), meine körperlichen Erstarrungen zu lösen, meine innere Haltung zu ändern und standhaft zu bleiben. Stück für Stück heilte ich auch meine Wurzeln, in den regelmäßigen Wochenenden mit der Arbeit der systemischen Familienaufstellungen. Durch ihr tiefes Vertrauen, ihre Hingabe und Liebe in das Leben führt die Heilpraktikerin Barbara Ruf(14) durch diese besondere Form der Heilung Generationen zusammen. Auch hier durfte ich immer wieder erleben, dass Heilung ein Geschenk ist.
Bei ihr lernte ich, wie wichtig es ist, auch dort zu schauen, wo ich mit meinen Augen nichts mehr sehen kann, dann, wenn es Nacht wird und dunkel.
Auch nutze ich die liebevolle und konsequent strukturierte psychogenetische Arbeit mit Sara Marija Hardenberg(15), um die vielfältigen Prozesse zu bearbeiten, die mich hinderten, in die Liebe zu mir selbst zu treten.
So fand ich nach und nach die Zusammenhänge meiner zurückliegenden beruflichen und privaten Lebensentscheidungen und den Strukturen bei einer Krebserkrankung. Auch wurden mir Ruediger Dahlkes bereits 25 Jahre alte Erläuterungen zum Thema Krebs erst jetzt bewusst, aber auch klar, wie schwierig diese Erkenntnis sein kann, wenn man persönlich diese Strukturen lebt, selbst betroffen ist.
In dem Buch: Hoffnung bei Krebs von Dr. med. Walter Weber(16), entdeckte ich dann die Zusammenhänge zwischen meinem mangelnden persönlichen Selbstbezug, der darauf folgenden Identifizierung mit einem Ersatz-Ich und den möglichen Folgen, wenn dieses wegfallen sollte. In meinem Fall waren dies wohl meine beruflichen Entscheidungen in Verbindung mit dem Tod meiner Schwester 2003. Meine anschließende unternehmerische Entscheidung einer starken Expansion mit dem eigenen Unternehmen, dem „Wachstum ohne Ziel“, erinnerte mich dann rückblickend deutlich an die Krebszelle in einem Körper. Auch die Grundlage unseres westlichen Wirtschaftssystems basiert auf dieser Denk- und Handlungsweise: Wachstum ohne Ziel. Aus dieser Perspektive sah ich nun mehr und mehr parallele Strukturen, die der Krebsentwicklung in einem Körper, dem persönlichen, emotionalen Verhalten und dem überwiegenden Verhalten in unserer westlichen Welt, dem kollektiven Zeitgeist. Jeder zweite Bürger bekommt im Laufe seines Lebens die Diagnose: Krebs. Hinzu kommt die in den letzten Jahren zunehmende Zahl der unterschiedlichsten Autoimmunerkrankungen. Genau wie die Krankheit Krebs richtet sich hier ein Teil des eigenen Organismus gegen den eigenen Körper. Gleichzeitig werden im Außen die weltweiten Auswirkungen unseres westlichen Lebensstils in Natur und Umwelt immer deutlicher.
In dem Buch von Harald Knauss, Geistiges Heilen(17), fand ich dann unter anderem die sehr gut beschriebenen fünf Ebenen des menschlichen Körpers und die strukturierte Beschreibung der verschiedenen Arten des Heilens.
Nach und nach wurde mir immer klarer, dass mit einer Wahrnehmungsstruktur eines mechanistischen Weltbildes das Phänomen Krebs alleine nicht zu erklären ist. Auch die wirklich großartigen Ansätze der Psychologie, die seelischen Befindlichkeiten im Falle Krebs zu erläutern, führte in der Verbindung für mich noch nicht zu des Rätsels Lösung. Erst mit der Wahrnehmung des kollektiven Ausmaßes dieser Krankheit, seit Mitte des 19. Jahrhunderts, dem Beginn dieses Massenphänomens in der westlichen Gesellschaft, kommt man dem Wesen des Krebses immer näher. Aber erst mit Einbeziehung der spirituellen Dimension, wie in allen östlichen Traditionen üblich, wird das gesamte Ausmaß dieser emotionalen Seuche Krebs wirklich deutlich. Hier hat mir die Heilpraktikerin und Leiterin ihrer Heilerschule, Dr. phil. Rosina Sonnenschmidt, die Augen ganz geöffnet. Ihr bahnbrechendes Lebenswerk: Miasmen und Kultur(18) beschreibt in eindrucksvoller Weise die Entstehung von epochalen Seuchen und ihrer Hintergründe, besonders auch auf der emotionalen Ebene. Bei ihr habe ich dann im August 2015, 21 Jahre nach meinem Besuch in Mogilev, den letzten Schlüssel für mein ganzheitliches Verständnis vom Wesen des Krebses gefunden; jetzt konnte die Arbeit für mein Schlüsselbuch beginnen. Es ist der nach und nach verloren gegangene, natürliche Lebensrhythmus und die dann unausweichliche Erstarrung der körperlichen Funktionen, wie auch des unverzichtbaren Immunsystems. Dies ist der große und dunkle Schatten der industriellen Zeit, der Krebsepoche seit Mitte des 19. Jahrhunderts: Die Ausnahme ist zur Regel geworden.
Ihre Veröffentlichung zur prozessorientierten, homöopathisch-miasmatischen Krebstherapie(19) wiederum zeigt den systematischen und natürlichen Heilungsweg eines Krebspatienten in seiner Individualität. Durch mein eigenes Erleben bei diesem einzigartigen Behandlungskonzept kann ich die Wirksamkeit bestätigen. Erst nach der Lösung einer lebenslang nie anders gekannten inneren Starre, durch die Einnahme einer homöopathischen Nosode, lernte ich ein ganz neues Lebensgefühl kennen. Warum ich selbst, trotz der deutlichen inneren Strukturen körperlich keinen Krebs bekommen habe, kann ich mit Bestimmtheit nicht sagen. Ich gehe aber davon aus, dass ich durch meine jahrelange Arbeit, auf der Ebene der persönlichen Konfliktlösung, ein Herabsinken in die körperliche Ebene vermieden hatte.
So ist Das Wesen vom Krebs zur größten Textaufgabe meines Lebens geworden, meinem „persönlichen 5000 Teile Puzzle“.
Matthias J. Augsburg, Dortmund, im Oktober 2015
Aus: Das Wesen vom Krebs – Wachstum ohne Ziel. Matthias J. Augsburg, Eichbaum
Quellen:
(1) Prof. Norbert Harlander, https://www.forumfhelix.de/
(2) Ruediger Dahlke, Krankheit als Sprache der Seele, Verlag Goldmann
(3) Ruediger Dahlke, Krankheit als Symbol, Verlag C. Bertelsmann
(4) Ruediger Dahlke, Die Schicksalsgesetze, Verlag Goldmann Arkana
(5) Eschwege Institut, https://www.eschwege-institut.de/
(6) Heilkundezentrum Dahlke, https://www.dahlke-heilkundezentrum.de/
(7) Wolfgang Denzinger, Die 12 Aufgaben des Herakles im Tierkreis, Edition Uranos
(8) Wolfgang Denzinger, Die Entfaltung des Aszendenten, Edition Uranos
(9) Wolfgang Denzinger, Die Odyssee im Tierkreis, Edition Uranos
(10) Wolf-Dieter Storl, https://www.storl.de/
(11) Heilpraktikerin Bettina Ahring, https://www.bettina-ahring.de/
(12) Conni Fisch, https://www.almaviva.org/
(13) Grinberg Methode, https://grinbergmethod.de/
(14) Heilpraktikerin Barbara Ruf, https://www.naturheilpraxis-ruf.de/
(15) Sara Marija Hardenberg, https://www.mental-psychologie.com/
(16) Dr. med. Walter Weber, Hoffnung bei Krebs, Verlag Herbig
(17) Harald Knauss, Geistiges Heilen, S. 64–84, Verlag Homöopathie + Symbol
(18) Rosina Sonnenschmidt, Miasmen und Kultur, Verlag Homöopathie + Symbol
(19) Rosina Sonnenschmidt, Miasmatischen Krebstherapie, Verlag Homöopathie + Symbol